Reife
9
Apr

MENSCHLICHE REIFE AUF DEM WEG ZU EINEM NEUEN MITEINANDER

Von Mike Kauschke, leitender Redakteur evolve Magazin

Die neue Ausgabe des evolve Magazins ist gerade erschienen. Wir haben sie im Hinblick auf den Heiligenfeld-Kongress zum Thema „Reifung“ konzipiert. Sowohl den Kongress als auch unsere redaktionelle Arbeit hat die gegenwärtige Coronakrise vor neue Herausforderungen gestellt. Da nun der Kongress, auf den wir uns, wie viele Menschen, schon sehr gefreut haben, nun leider ausfallen muss, spürten wir, wie sich die Frage der Reife für jeden individuell, in unseren Beziehungen und im gesellschaftlichen Miteinander neu stellt. Das Thema wandelte und entfaltete sich mit jedem Tag und gewann – so empfanden wir – an brennender Relevanz. Denn die Coronakrise stellt ebenso wie die Klimakrise, die wir in der letzten Ausgabe beleuchteten, eine nachdrückliche Frage an unser Menschsein: Wer können wir als Menschen und als Gemeinschaft werden, um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein?

Diese Frage bewegte uns auch bei der Vertiefung dieses Themas in unseren Dialogen in der Redaktion und in den Gesprächen mit unseren Beitragenden. Wie immer in diesem Prozess entfaltete sich ein Verstehen dessen, was Reifung heute in einer solchen Zeit bedeuten kann, für uns auf überraschende Weise. Reife zeigt sich darin nicht nur als eine individuelle Qualität des Bewusstseins, sondern auch in der Frage nach unseren Beziehungen, unserem Miteinander, von dem ganz wesentlich der Weg durch kollektive Krisen abhängt: Menschliche Reife als Weg zu einem neuen Miteinander.

In seinem Leitartikel vertieft evolve-Herausgeber Thomas Steininger die Frage, vor welche Herausforderungen und Möglichkeiten uns die gegenwärtige Krisensituation stellt, sowohl als Individuen als auch als Gesellschaft. Er fragt auch, welche spirituellen Qualitäten in uns wach werden können, um in dieser Zeit Vertrauen bewahren und Menschen in Verbundenheit einladen zu können:

DA SEIN FÜR DAS, WAS IST
Gemeinsame Reife in einer Zeit der Krise

 Der Shutdown, eine Flut von Meinungen und Informationen, Angst aber auch Hoffnung. Wird dies auch eine Zeit, in der wir als Menschen gemeinsam reifen, in der wir neue Samen für unsere Zukunft säen? Es ist eine herausfordernde Zeit, die unser Menschsein auf die Probe stellt.

Thomas Steininger

In den letzten Wochen hat sich das Klima dramatisch gedreht. Nicht das Wetter, auch nicht nur die Atmosphäre – unsere Welt ist eine andere geworden. Die Coronakrise hat das Beziehungsgeflecht, das unsere Lebens- und Arbeitswelten zusammenhält, erschüttert, ja oft zerrissen.

Selbstverständliche Gewohnheiten, die unserem Leben Halt und Sicherheit geben, sind auf einmal unterbrochen. Die Vielzahl unserer Reaktionen ist überwältigend. Regierungschefs weltweit schließen auf Anraten von Epidemiologen und unter gigantischen Kosten ganze Länder. Manche Menschen stellen die Frage, wo die Grenze zur Überreaktion liegt. Andere meinen, alles wäre nur eine mediengestützte Massenhysterie. Und viele von uns versuchen, diese unüberschaubare und hochkomplexe Situation einfach zu verstehen.

Seit den Shutdowns fühlen sich viele verloren. Einige versuchen, einfach ihre Routinen fortzusetzen, andere sind gestresst, auch verängstigt, manche aber auch voller Energie. In mir selbst merke ich den Drang, mein Leben auf ein Minimum zu beschränken. Aber ich spüre auch das Bedürfnis, mir vertraute Gemeinschaften im lokalen und globalen Umfeld zu unterstützen, um neue Wege des Zusammenfindens zu erkunden, aber auch, um aus der Verbundenheit heraus neue Antworten zu entdecken.

Die aktuellen Ereignisse zeigen uns vor allem: wie sehr wir miteinander verbunden sind. Das macht diese Zeit auch zu einer großen demokratischen Herausforderung. Das Persönlichste ist heute im höchsten Maße sozial und politisch. Ist der simple Wunsch zu feiern heute wirklich lebensgefährlich – für einen selbst, seine Lieben, aber auch für ganz Unbekannte? Während sich die ganze Krise wie von selbst entfaltet, gibt es nur noch mehr Unsicherheit. Und dann ist da auch Angst vor Arbeitslosigkeit oder dem ›Verdampfen‹ freiberuflicher Arbeit in einer kommenden Wirtschaftskrise.

Das Ganze geschieht, während wir an einer Ausgabe von evolve über die menschliche Reife arbeiten. Die Coronakrise, eine Wirtschaftskrise und die nicht verschwundene Klimakrise werden mit Sicherheit unsere gemeinsame Zukunft prägen. Was ist in diesen Krisenzeiten die Aufgabe einer neuen Bewusstseinskultur, die Aufgabe für diejenigen von uns, denen es ein Anliegen ist, gemeinsam unser Innenleben, unser Bewusstsein zu kultivieren? Wie reagieren wir als Einzelne, als Gemeinschaft und erst recht als Gesellschaft auf die anstehenden Herausforderungen? Wir leben in einer Zeit großer Unsicherheit. Welche menschlichen Qualitäten braucht es von uns?

Lesen Sie hier den vollständigen Leitartikel von Thomas Steininger:
https://www.evolve-magazin.de/da-sein-fuer-das-was-ist/

Die aktuelle Ausgabe ist ab dem 16.4. im ausgewählten Zeitschriftenhandel erhältlich oder online (als Heft oder digitale Version):
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